Auf dieser Seite finden Sie Erklärungen, für welchen Personenkreis die ein oder andere Sprachform sinnvoll ist, und ein keiner Einblick, warum es für gehörlose Menschen nicht immer selbstverständlich war frei eine Sprachform zu wählen.

LS:         Die Lautsprache wird überwiegend von Hörende benutzt.

LBG:     Die Lautsprachbegleitenden Gebärden werden besonders von schwerhörigen oder spät ertaubten Menschen benutzt. Sie helfen das Mundbild leichter zu erkennen durch die unterstützenden Gebärden. LBG ist keine eigenständige Sprache, sondern eine visuelle „Hilfsform“ für die Lautsprache.

DGS:    Die Deutsche Gebärdensprache wird in Deutschland überwiegend von gehörlos geborenen Menschen benutzt. Andere Länder haben ihre eigenen Gebärdensprachen. Sie ähneln sich im Sprachaufbau durch gleiche grammatikalischen Regeln.

Im Gegensatz zu LBG sind die Gebärdensprachen eigenständige Sprachen. In Deutschland ist die DGS seit 2002 als eigenständige Sprache anerkannt. Das war nicht immer so. Es gab lange Streitigkeiten, von welcher der oben genannten Sprachformen gehörlose Kinder am meisten profitieren würden.

Da 90% der gehörlos geborenen Kinder hörende Eltern haben, wurde sich meistens für die Lautsprache entschieden. Hinzu kam, dass damals – und bisweilen heute noch – die HörgeschädigtenpädagogInnen, ÄrztInnen, FrüherzieherInnen usw. dies empfohlen haben, und die Gebärdensprache an den Gehörlosenschulen sogar verboten wurde! Die Gehörlosen sollten sich in die Welt der Hörenden integrieren. Es war ein langer Kampf, bis zumindest die LBG eingesetzt werden durfte, und schließlich und endlich die Gebärdensprache selber.

Ich als Gebärdensprachedolmetscherin kenne kaum gehörlose ältere Menschen, die gut lesen und schreiben können. Ich führe dies insbesondere auf die oben genannte Methode zurück, die aus heutiger Sicht Gott sei Dank veraltet ist.

Bei den jungen gehörlos geborenen Menschen mag die Lese- und Schreibfähigkeit  inzwischen besser geworden sein, zum einen durch CI (Cochlea-Implantat), zhum anderenn, dass immer mehr Gebärdensprache an den Gehörlosenschulen einzug gefunden hat und die Gesellschaft durch das Internet aufgeklärter ist.  Jedoch gibt es auch heutzutage Menschen, die behaupten, dass gehörlos geborene Menschen nun durch das CI keine Gebärdensprache mehr benötigen würden.

Es ist leider immer noch nicht alles ideal, aber zumindest viel besser als früher. Wir sind auf dem „richtigen Weg“, zumindest auf dem Weg, den ich für richtig halte.

Das Verbot der Gebärdensprache für gehörlose Menschen halte ich für „kommunikative Folter“, eine „Menschenrechtsverletzung“ und eine „Lernverhinderung“. Denn der kleinste Kanal (die Ohren) sollte benutzt werden, um Lerninhalte zu vermitteln. Anstelle den größten Kanal – die Augen – hierfür zu verwenden.

Nicht die Lerninhalte wurden in den Gehörlosenschulen vermittelt, sondern die Artikulation und das Ablesen der Worte. Dies hat jedoch insbesondere nur den hörenden Menschen genutzt, wenn die Vermittlung denn überhaupt funktioniert hat.

Menschen, die mit diesem Bereich wenig zu tun haben, sind meisten überrascht, wenn sie davon hören und finden diese Lernmethode unverständlich.

Menschen hingegen, die in diesem Bereich arbeiteten, waren meist einseitig informiert und hielten die so genannte „orale Methode“ für eine gute Methode, also das reine vom Mund ablesen, bzw. man sagt auch vom Mund absehen.

Dies ist jedoch nahezu unmöglich, denn nur ca. 30% der Wörter sind vom Mund ablesbar, der Rest muss kombiniert werden. Und oftmals sind es sogar weniger als 30%. Wie furchtbar und anstrengend!!

Es ist ein weites Feld, auf dem wir diskutieren könnten, aber ich möchte mich in diesen Streit nicht einmischen, nur ein wenig Aufklärungsarbeit betreiben und Verständnis wecken.

Ich selber bin absolut happy, dass ich Gebärdensprachdolmetschen studieren durfte und nun schon seit langem als Gebärdensprachdolmetscherin arbeite.

Und ich hoffe sehr, dass die positive Entwicklung weitergeht. Und wie gesagt, wurde die Gebärdensprache nicht 1802 anerkannt, sondern erst 2002!! Spät genug, und es gibt noch viel zu tun!

Ganz liebe Grüße, und bleiben Sie gesund und „wach“

Ihre Birgit Thurm

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